Wochen vor der Geburt ihres Bruders haben wir Marilles Gitterbett aus unserem Schlafzimmer in ihr Kinderzimmer gestellt, damit sie nicht die neue Schlafsituation mit ihrem Bruder in Verbindung bringt.
Johannes ist ständig auf Dienstreise, ich fühle mich als alleinerziehende Mutter. Zur Schlafenszeit ist es besonders schwer. Ich bringe den kleinen Mann in sein Bettchen, während Marille wach ist und Aufmerksamkeit will. Es ist schwierig, ich verlange ihr viel ab.
Die Zeit am Ende des Tages gehört ganz uns. Sie wird von Marille eingefordert, wie sonst nichts in ihrem kleinen Universum. Manchmal geht es ganz schnell, sie kuschelt sich an mich und verschwindet im Traumland. Meistens jedoch dauert es lange, oft sehr lange. Wir lesen zuerst ein Buch. Manchmal wochenlang dasselbe, wie „das Kleine ich bin ich“, das sie stellenweise auswendig kann. Oder „Lotta lernt Radfahren“. Dann eine Geschichte. Dann singen. Manchmal noch alle möglichen Ablenkungen, wie alle Kuscheltiere ins Bett räumen oder von einem Ende des Bettes ins andere ziehen.
Das Kuscheln wird ausgiebig zelebriert. Sie umarmt mich wie einen Teddybären, legt einen Arm unter meinen Hals und einen drüber. Ich kriege ein Kuscheltier und sie eines. Sie dreht und wendet sich, Decke weckstrampeln und wieder holen. Ziehen, zerren, drehen, wenden. Ich habe schon oft die Geduld verloren, gedroht zu gehen, bin gegangen, wieder gekommen, habe den Papa geholt, habe mich geärgert.
Mittlerweile habe ich resigniert und beschlossen, ihr diese Zeit zu geben. Diese Zeit in der ich nur ihr gehöre, in der sie mir Dinge erzählen kann, die ihr in den Kopf kommen – und die meist überraschend für mich sind, und in der sie sich drehen und wenden kann und mit mir kuscheln so viel sie möchte. Irgendwann schläft sie schon ein, mal früher und mal später.
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