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Vom Traum, eine Prinzessin zu sein

Ich kriege die ganze Nacht kein Auge zu. Der Jetlag ist nicht mehr so schlimm, aber ich kann dennoch nicht schlafen. So sehr ich mich auch bemühe, ich kann das Bild vor meinem inneren Auge nicht verdrängen. Die vielen Körper am Boden. Elif, eine gute Freundin meines Mannes. Ich habe sie nie kennengelernt. Ihr Mann liegt eng an sie gedrückt. Sie ist im 10. Monat schwanger. Und sie ist tot. Erschossen. In einem Einkaufszentrum in Nairobi.

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Djibouti, 2014

Elif, ihr ungeborenes Kind, und 70 weitere Personen starben bei einem Terroranschlag im September 2013, vor 8 Monaten. Ich war auch damals in Djibouti, wie fast jeden Monat, als die schrecklichen Bilder in den Nachrichten liefen. Ich sah sie am Boden liegen, die vielen Menschen, unter ihnen Elif und ihren Mann. Dabei war sie nur nach Nairobi gekommen, um ihr Kind zu entbinden. Dort sollte es sicherer sein als in dem Nachbarland, wo sie eben erst zu arbeiten begonnen hatte.

Ich fühle mich nicht sicher. Ich arbeite in Ländern in denen Gefahr zum Alltag gehört. Terror, Malaria, Lebensmittelvergiftung, das viele Reisen.

Die feuchtheiße Luft dringt durch die geschlossene Balkontür und ich stoße die dicke Daunendecke mit den Füßen von meinem durchschwitzten Körper. Ich habe wie immer die Klimaanlage ausgeschaltet, die das Zimmer in einen Eiswürfel verwandeln soll, während die Gäste unter den Entenfedern kuscheln. Ich liege da, hellwach, schwitzend und mein Herz hämmert so laut, dass ich das Gefühl habe, der Raum dreht sich.

In den letzten zwei Jahren habe ich mir in den vielen schlaflosen Nächten in Djibouti immer mein Hochzeitskleid vorgestellt, mein wunderschönes langes Prinzessinnenkleid. Ich habe es gekauft, als Johannes und ich noch getrennte Bankkonten hatten. Dabei verdiene mein eigenes Geld und muss mich vor niemandem rechtfertigen. Das Kleid war die bisher beste Investition meines Lebens. In Gedanken berühre ich es, schüttele es sanft, um das Rascheln zu hören, hülle mich in seine schützende Umarmung, bis ich schließlich einschlafe. Normalerweise.

Doch diese Nacht ist allers anders.

Diese Nacht habe ich so viel Angst wie noch nie. Mehr Angst als gestern Abend, als mein Kollege anrief und mir mit überschlagender Stimme einschärfte, im Hotel zu bleiben. Wegen der Sicherheitslage.

Mehr Angst als heute früh, als feststand, dass es zwei Explosionen in einem Restaurant in der Stadt gegeben hat mit drei Toten und fast 20 Verletzten. Ein Restaurant das von vielen Westerners frequentiert wird.

Vorgestern, nach unserem Besuch bei den Frauen und ihren Kindern, war ich mit meinen Kollegen essen gewesen und habe kurz darauf eine Lebensmittelvergiftung bekommen. Ich habe den ganzen gestrigen Tag im Bett verbracht. Niemand aus meinem Team war gestern in der Stadt Abendessen. Zum Glück.

Ich habe Angst. Mein Zimmer ist im Erdgeschoss mit Zugang zum Meer. Genauso ein Zimmer, das man nicht haben sollte. Aber es waren sicherlich Einzeltäter.

Ich frage mich, was mein Leben wirklich soll. Ich bin niemand die mittendrin aufgibt und ich will diese Dienstreise zu Ende führen. Aber letztendlich ist es ein Job und nicht das Leben. Es muss noch mehr geben für das es sich lohnt morgens aufzustehen. Ich will eine Tochter!

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Dr. Stefanie Brodmann
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